Aktuelles:
Silphie – Lebensmittelverpackungen aus Blühpflanzen?


<

Werden wir zukünftig Lebensmittelverpackungen aus regional angebauten Blühpflanzen, wie z.B. der Durchwachsenen Silphie, erhalten? Bei einem Treffen am Donnerstag den 17.06.2021 auf einer neu angelegten Silphie-Fläche von Landwirt Siegfried Dormann aus Hochstahl wurde diese Frage diskutiert.

Die Durchwachsene Silphie ist eine ursprünglich in Nordamerika beheimatete, mehrjährige Staude. Als Dauerkultur wird sie einmal gesät und kann anschließend immer wieder jährlich geerntet werden. In den letzten Jahren hat sie als Alternative zum Maisanbau mit diversen ökologischen Vorteilen zunehmend Beachtung für die Biogasproduktion gefunden

Regionale Aufmerksamkeit erlangte die Durchwachsene Silphie durch ein im Jahr 2017 gestartetes Demonstrationsprojekt, das von der Juragruppe initiiert wurde. Auf inzwischen über 100 Hektar konnte diese Pflanze erfolgreich etabliert werden. Ein Großteil dieser Flächen befindet sich auf der Nördlichen Frankenalb im Jurakarst. Die Vorteile dieser Blühpflanze sind guter Erosionsschutz bei Starkregen, Nitratbindung durch die ganzjährige Durchwurzelung und geringer Pflanzenschutzmitteleinsatz. Außerdem zeichnet sich die Silphie durch dauerhaften Humusaufbau und hohe Biodiversität aus. Dadurch erfreut sie sich im Gegensatz zu Mais hoher gesellschaftlicher Akzeptanz.

Inzwischen sind immer mehr Landwirte von den Vorteilen dieser Pflanze überzeugt und spielen mit dem Gedanken, weitere Flächen mit Silphie anzulegen. So auch Siegfried Dormann. Aufgrund ihrer Lage im Trinkwassereinzugsgebiet beteiligten sich die Juragruppe und die Regierung von Oberfranken an den Etablierungskosten für diese Fläche. Die Projektbetreuung erfolgt durch die GeoTeam Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft.

Bei der anstehenden Bonitur der neu angelegten Fläche gab Ralf Brodmann, Geschäftsführer der DonauSilphie, einen sehr interessanten Zukunftsausblick aus der Praxis. Bisher schränken die zeitlich begrenzten Laufzeiten der einzelnen Biogasanlagen den Anbau des Biogassubstrats Silphie ein. Ralf Brodmann betrat neue Wege, in dem er mit Partnern und in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim eine Pilotanlage zur Fasergewinnung nahe der bestehenden Biogasanlage baute.

Darin wird zunächst die Silphiensilage wie in einem großen Dampfdrucktopf aufgeheizt. Durch die folgende Druckentlastung werden die Pflanzenzellen aufgeschlossen. Anschließend können die Fasern separiert werden. Das restliche organische Material und die Nährstoffe werden in der Biogasanlage wie gewohnt weiterverarbeitet und später als Dünger wiederverwendet. Die fertige Faser wird anschließend zu einer nahe gelegenen Papierfabrik gebracht und dort zu „Silphienpapier“ verarbeitet.

Für die innovative Idee, aus Silphienfasern nachhaltige Verpackungen für den Lebensmittelhandel herzustellen, wurde ihr Partnerunternehmen (OutNature GmbH) mit dem Deutschen Verpackungspreis 2020 in der Kategorie "neues Material" ausgezeichnet. Zudem erhielten der Energiepark Hahnennest zusammen mit seinem Partner für die Verwertung der Silphie-Faser zur Papierherstellung den "Innovationspreis Bioökonomie 2020" des Landes Baden-Württemberg.

Die Juragruppe möchte sich in Zukunft weiter für den Anbau der Durchwachsenen Silphie in der Region einsetzen und ist an einer Anbauausweitung in der Region interessiert, so Manfred Thümmler, Verbandvorsitzender der Juragruppe. Da sich die Silphie als Faserpflanze für die Herstellung von Papier und Pappe gut eignet, sollen die Möglichkeiten für die Errichtung einer entsprechenden Pilotanlage zur Fasergewinnung in der Region mit den zuständigen Stellen in Politik und Wirtschaft ausgelotet werden.

Für Lebensmittelverpackungen wären Silphienfasern besonders geeignet, weil diese keine Recycling-Papierfasern enthalten dürfen. So würden sich in Zukunft neue Absatzwege für ein landwirtschaftliches Produkt entwickeln. Damit könnte auch ein Teil der in Deutschland jährlich benötigten 6 Mio. Tonnen Frischfaser für die Papier- und Verpackungsherstellung direkt vor Ort erzeugt und der Holzimport entsprechend reduziert werden.


Im Bild bei der Silphie-Bonitur (von links): Ralf Brodmann (DonauSilphie), Edmund Pirkelmann (2. Vorsitzender Juragruppe), Elisabeth Ziegler (Juragruppe), Manfred Thümmler (1. Vorsitzender Juragruppe), Hans Hümmer (Werkleiter Juragruppe), Siegfried Dormann (Landwirt), Daniel Maurer (Regierung von Oberfranken, Sachgebiet Wasserwirtschaft)

Bildquelle: GeoTeam

Zurück zum Überblick > Aktuelles